Im 5. Teil des Bibelworkshops “Auf der Suche nach Gott” haben wir die Bekehrungsgeschichte des Schatzmeisters aus Äthiopien behandelt. Wir haben gesehen, dass eine lernbereite Grundhaltung wichtig ist, um Gott zu finden. Und man braucht i.d.R. auch einen christlichen Lehrer, der einem die Bibel erklären kann.
Das heißt aber nicht, dass wir die Bibel nicht selbst für uns lesen und einfach nur alles glauben sollen, was uns andere erzählen. Wir dürfen und sollen alles nachprüfen, was uns gelehrt wird (soweit das möglich ist). Das verhindert (möglicherweise), dass man falschen Lehren aufsitzt und schafft zudem eigene Überzeugungen. Hierzu gibt es auch ein Beispiel aus der Bibel.
Auf seiner zweiten großen Missionsreise kam der Apostel Paulus nach Thessalonich, der damaligen Hauptstadt Mazedoniens. Die dort wohnenden Juden wiegelten jedoch das Volk gegen Paulus und seinen Mitarbeiter Silas auf, so dass sie sofort nach Beröa weiter zogen, das etwa 100km weiter westlich lag:
„Die Brüder schickten noch in der Nacht Paulus und Silas weiter nach Beröa. Nach ihrer Ankunft gingen sie in die Synagoge der Juden. Diese waren freundlicher als die in Thessalonich; mit großer Bereitschaft nahmen sie das Wort auf und forschten Tag für Tag in den Schriften nach, ob sich dies wirklich so verhielte. Viele von ihnen wurden gläubig, und ebenso nicht wenige der vornehmen griechischen Frauen und Männer.“ (Apg 17,10-12/EÜ)
- Was können wir von den Juden in Beröa lernen?
Zunächst einmal waren sie gegenüber Paulus und Silas freundlich und nicht feindselig gesinnt. Die Juden dort hörten Paulus und Silas erstmal an, bevor sie sich ein Urteil bildeten. Es macht auch wenig Sinn, sich von Leuten den christlichen Glauben erklären zu lassen, wenn man überhaupt kein Vertrauen zu ihnen hat.
Weiterhin lasen die Leute in Beröa all das, was ihnen Paulus erzählte in der Bibel (damals das Alte Testament) nach. Sie prüften, ob Paulus die Wahrheit sagte und das Ganze überhaupt Sinn machte.
Manche Menschen glauben, dass man, um an Jesus Christus glauben zu können seinen Verstand abschalten müsse. Dem ist aber nicht so. Der menschliche Verstand ist gut und wurde uns von Gott gegeben, damit wir ihn benutzen. Das unterscheidet uns auch von den Tieren, die lediglich einen Instinkt haben.
Jesus wird in der Bibel übrigens auch als „Logos“, griechisch für „Wort“, „Verstand“, „Vernunft“ bezeichnet (siehe z.B. Joh 1,1 und Joh 1,14). Das ist ein Hinweis auf Gottes eigenen Verstand, der jedoch den unsrigen im unvorstellbaren Maß übersteigt.
Man kann seinen Verstand für Gutes wie für Schlechtes einsetzen. Wenn wir Gott finden bzw. ihn immer besser kennen lernen wollen, müssen wir natürlich unseren Verstand für das Gute einsetzen.
Machen wir es also wie die Beröer und nutzen unseren Verstand, um zu unterscheiden, was richtig und gut bzw. was falsch und böse ist.
Nicht umsonst heißt es in der Bibel:
„Prüft alles und behaltet das Gute!“ (1. Thess 5,21/EÜ)
Hier geht es weiter zum 7. und letzten Teil des Bibelworkshops.
5 Kommentare
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6. Dezember 2008 um 08:12
Wir brauchen Lehrer (und Schüler) « Bibelkommentar
[…] Hier geht es weiter zum 6. Teil des Bibelworkshops. […]
10. Dezember 2008 um 09:12
Quincy
Wieder mal etwas das ich so nicht verstanden habe – danke!
13. Dezember 2008 um 11:12
Stef
Zu diesem Thema muss ich noch Folgendes ergänzen (um Missverständnisse zu vermeiden):
Prüfen ist zwar m.E. wichtig, jedoch kann man im christlichen Glauben nicht alles (bis ins letzte Detail) nachprüfen.
Die Beröaer haben ganz offensichtlich im Alten Testament nachgeprüft, ob die Prophezeiungen über den Messias tatsächlich auf Jesus passen wie es ihnen Paulus und Silas erklärten (mehr konnten sie erstmal nicht tun).
Sie mussten jedoch weiterhin darauf vertrauen, dass Paulus ihnen die Wahrheit über Jesus sagte und keine Lügen erzählte. Ganz ohne Vertrauen bzw. Glauben geht es also dann doch nicht (es heißt übrigens an anderer Stelle in Heb 11,6, dass man ohne Glauben Gott nicht gefallen kann; wobei hier der Glaube bzw. das Vertrauen in Gott und nicht in die Menschen oder so gemeint ist).
Zudem muss ich einschränkend sagen, dass man durch eigenes Prüfen nicht jede falsche Lehre aufdecken kann. Vor allem dann nicht, wenn man selbst noch nicht Christ ist und sich noch nicht sehr gut in der Bibel und der christlichen Lehre auskennt.
Aber auch als Christ gilt meines Erachtens: Die Bibel allein reicht nicht aus, um jede Art von Irrlehren abzuwehren. Die Bibel ist nämlich in vielen Fällen – entgegen der Meinung von vielen protestantischen Christen – nicht (immer) selbsterklärend. Deshalb benötigt man rechtgläubige Lehrer (bzw. die Kirche), die einem beim Verständnis der Bibel helfen können.
Zum Schluss:
Das Bibelzitat 1. Thess 5,21 bezieht sich eigentlich nur auf einen speziellen Fall, nämlich auf Christen (also bereits getaufte Gläubige), die die prophetischen Äußerungen anderer Christen prüfen sollen. Aber natürlich kann man die Aussage – denke ich – auch verallgemeinern, so wie ich es im obigen Beitrag getan habe.
18. Dezember 2008 um 04:12
Christoph Rohde
Wenn es so einfach wäre… leider sind viele Menschen „gläubig“, die nicht akzeptieren wollen, wie kompliziert und moralisch unklar das Leben oft ist – trotz Bibel…
23. Dezember 2008 um 08:12
Wo sollen wir anfangen? « Bibelkommentar
[…] Dezember 2008 in Joh 1:18 Im 6. Teil des Bibelworkshops “Auf der Suche nach Gott” ging es darum, dass wir wie die Beröaer eine gewisse Offenheit gegenüber (vertrauenswürdigen) […]